Rezension: „Ghostbusters: Frozen Empire“ von Dario Marianelli

Etwas über drei Wochen nach Filmstart ist nun endlich auch der Soundtrack erschienen

Es ist eine Unsitte, dass Medien mittlerweile zuerst digital ausgewertet werden, bevor sie physisch erscheinen. Oscar-Preisträger Dario Marianellis orchestrale Musik für „Ghostbusters: Frozen Empire“ gab es recht pünktlich zum Kinostart, erst jetzt darf man das Werk aber tatsächlich besitzen: Die CD ist jüngst erschienen, ob eine Auflage auf Vinyl nachgereicht wird, steht zur Zeit noch in den Sternen.

Den Vorgänger „Ghostbusters: Legacy“ hatte noch Jason Reitman-Spezi Rob Simonsen komponiert und arrangiert. Der lieferte ein atmosphärisch dichtes, unglaublich gefälliges Epos ab, dessen einziges Manko es war, dass es große Teile einfach von Altmeister Elmer Bernstein und dessen Musik für den Originalfilm kopierte und nur gering – aber wunderschön – variierte. Die wenigen eigenen und neuen Themen spiegelten Simonsens große kreative Potenz, die er schon zu Genüge anderswo demostriert hat. Tracks wie „Dirt Farm“ oder „Research“ entwickelten das Erbe Bernsteins wundervoll und stimmig weiter.

Der Wechsel zu Marianelli wurde erstmal als gutes Omen gedeutet, vor allem aus der Hoffnung heraus, dass der neue Komponist sich etwas eigenständiger geben könnte (was natürlich Quatsch ist, schließlich setzen die Musiker nur die Wünsche der Regisseure um). Die gute Nachricht ist, dass Bernstein diesmal weit weniger zitiert wird. Das war es dann aber leider auch.

Wie heute oft üblich, verzichtet Marianelli auf Themen und setzt eher kurze Motive ein. Das gewährt maximale Freiheit beim Filmschnitt, weil man nicht jedes mal ausgiebige Melodien anpassen muss, sondern die Motive einfach hin- und herschieben kann. Schade ist das, weil Marianelli ab und an kurz davor ist etwas Schönes und Eigenständiges zu erzählen (beispielsweise in „A Tour of the Firehouse“) – ein paar vielversprechende Töne sind es stets, bei denen man hofft dass etwas Melodisches großzügig ausgebaut wird. Dann aber versackt der Score Sekunden später wieder in Geklimper und Gepoltere und zwischendurch ertönen doch wieder Bernstein-Klänge, allerdings nicht edel interpretiert wie unter Simonsen, sondern willkürlich hineingeschmissen und oft nicht mal im Takt mit dem Rest.

Abseits von diesen kurzen Motiven, die man gerne ausgebaut gehört hätte, oder dem Bernstein-Recycling verliert sich das Gebotene in generischen Horror-Klimbimm, der ebensogut in einen Conjuring– oder Insidious-Film hätte passen können. Da klirrt es, da kracht es, schließlich hört man den unheimlichen Chor, der zu jedem Horrorfilm gehört. Melodisch wird’s nicht. Einer der besten Tracks ist noch „The Sewer Dragon“, aber ehrlich gesagt täuscht hier auch nur die Flottheit darüber hinweg, dass das Stück keine besondere Persönlichkeit hat.

Schlecht ist der Score aber auch nicht. Wie so oft ist das größte Problem eher das übermächtige Erbe: Elmer Bernsteins tragende, ehrwürdige Old-Hollywood-Kompositionen, Randy Edelmans verschmitzte Comedy- und Kitschromantik-Themen oder eben die paar eigenen Stücke von Simonsen hatten allesamt ihren eigenen Charakter. Selbst der bisher schwächste Ghostbusters-Score, nämlich der von Theodore Shapiro für „Ghostbusters: Answer The Call“ kam 2016 mit wundervoll spukigen und eindeutig zuordenbaren Themen daher. Alle waren sie teils episch, teils verspielt, immer melodisch. Von Marianelli bleibt dagegen nur etwas hängen, weil man den Film öfter sieht oder den Score nebenher plätschern lässt. Wehrmutstropfen: Als Untermalung im Film ist das Ganze funktional.

Positiv hervorzuheben ist das Äußere: Das Cover sieht gut aus, der Eindruck setzt sich im Booklet fort. Dort findet man weitere Bilder, Credits und eine sehr ausführliche Dankesrede von Regisseur Gil Kenan an Marianelli.

5/10

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..