30 Jahre RGB! – THE REAL GHOSTBUSTERS im Detail

Das Jahr ist 2016. Fans und Freunden der Geisterjäger geht es so gut wie zuletzt in den 80ern, denn die Marke „Ghostbusters“ ist weltweit wieder auf Erfolgskurs! Nach Jahrzehnten in der Versenkung, in denen der Kult um die Geisterjäger marketingtechnisch eher ruhte, sind die selbsternannten Kammerjäger gegen hartnäckigen Haus-Spuk seit wenigen Jahren wieder erfolgreich im Comic, im Videospiel oder als Actionfiguren unterwegs. Auch der neue, große GB-Film mit frischer Besetzung (und frischen Fan-Artikeln in den Startlöchern) feiert(e) im Sommer seine Premiere. Weitere Pläne mit der Marke, unter dem Banner des bekannten No-Ghost-Logos, sind darüber hinaus angesetzt…

„The Real Ghostbusters“ prägte den Kult und den hohen Bekanntheitsgrad der Geisterjäger dabei ähnlich mit wie die beiden erfolgreichen Spielfilme. Als Trickserien-Weiterführung der Abenteuer der Film-Helden funktioniert die Serie nicht nur eigenständig, auch ohne Film, sie funktionierte vor allem auch perfekt für den Lebensstil einer ganzen Generation von Kids in den 80ern (alleine das Merchandise brach alle Rekorde; von den Frühstücksflocken bis hin zum Plastik-Protonenstrahler) – doch vor allem; The Real Ghostbusters hat die Zeiten überdauert und funktioniert nach nun 30 Jahren immer noch einwandfrei, für ihr mittlerweile längst erwachsenes Publikum. Vielleicht sogar besser denn je?

The Real Ghostbusters, oder kurz: RGB, entsteht mit insgesamt 134 Folgen in 7 Staffeln durch die Produzenten der Ghostbusters-Filme und das Produktionsstudio DIC kurz nach dem Erfolg des ersten GB-Films und erlebt seine Erstausstrahlung 1986 bis 1992 durch den US-Sender ABC. In Deutschland wird die Serie von ’89 bis ’94 durch Sat.1 und Pro7 ausgestrahlt und erlebt seitdem zahlreiche Wiederholungen an verschiedenen Sendeplätzen wie kaum eine andere Zeichentrickserie.

Was macht die Serie so toll?

Humor

Als Weiterführung des ersten GB-Spielfilms von 1984 übernimmt RGB den filmischen Kosmos um die Geisterjäger, passt Peter, Egon, Ray, Winston und Co. dem Format Zeichentrick an und trifft dabei vor allem eins perfekt: Den Humor, der ganz im Geiste des Films wandelt. Aus Venkmans typischem Sarkasmus, Spenglers Trockenheit, Stantzs Enthusiasmus, Zeddemores Sachlichkeit und Melnitzs Konter entsteht, wie schon im Film, große Komödie, die Ghostbusters definiert. Der Schlagabtausch des Ensembles um die Jungs (aber auch zusammen mit den starken Nebenfiguren oder sogar mit den Gespenstern selbst) ergibt sich fast automatisch, denn diese Charaktere leben und knistern sobald man sie zusammen in eine Geschichte steckt.

Dabei zeichnet sich der Humor meist durch die Betrachtung absurder menschlicher Eigenarten oder gesellschaftlicher Gewohnheiten aus. Das witzige an Ghostbusters ist eigentlich nicht die Gespensterjagd, sondern die zwischenmenschliche Komödie zwischen zwei Parteien mit unterschiedlichen Anliegen, die meist seltsamer und komischer als jedes Gespensterwesen ist. Die Geister symbolisieren eigentlich nur den Konflikt. Sie sind das Wasser des Fasses, das längst übergelaufen ist. Das macht die besten Ghostbusters-Geschichten aus und das schafft RGB wunderbar – vor allem in ihrer langen zweiten Staffel, die für die freien Syndicated-Sendeanstalten entworfen wurde, und die sich inhaltlich an weniger TV-Auflagen anpassen muss. Sie darf teils überraschend erwachsen und richtig bissig daher kommen.

Durch das Medium Zeichentrick (wie sonst könnten die Jungs dimensionsübergreifende Abenteuer erleben, die visuell noch über das Spektakel des Films hinaus gehen?) wird der typische GB-Humor noch verstärkt und überspitzt, denn hier muss er plakativ sein. Gerne auch mal durch cartoonigen Slapstick, der natürlich besonders die jüngeren Fans erreicht, der so in Ansätzen aber auch bereits in den beiden GB-Spielfilmen immer wieder zu finden ist. Man denke an die Szenen um Slimer oder auch Louis… Und wessen Komik-Zentrum nach all dem noch immer nicht erreicht wurde; eine Extraportion ekliger Ectoplasma-Schleim in (vorzugsweise) Peters Gesicht bleibt natürlich der wiederkehrende Kult-Gag bei Ghostbusters – der Klassiker in Film wie in Serie.

Geschichten

Die verschiedenen Autoren unter der Führung von Story-Editor J. Michael Straczynski machen jede einzelne Episode der Serie zur kleinen Kinofilm-Produktion im 22-Minuten-Format. Jede Folge ist dabei anders. In ihrer Summe wird die Serie zur wilden Wundertüte; mal etwas mehr für Kinder geschrieben (etwa wenn die Jungs ausziehen um ihren Hausgeist Slimer zu finden, weil dieser sich nicht genügend geliebt fühlt), dann aber wiederum mit kompromissloseren Inhalten, reicheren Ebenen, oder Kultur-Zitaten deutlich an ein älteres Publikum gerichtet. So bricht dann zB. schon wenige Folgen später Ragnarock, der Welt-Untergang, eingeleitet durch einen liebeskranken Menschen, über die Erde herein. – Die Geisterjäger müssen einen wahnsinnigen Milliardär aufhalten, der mittels einer Maschine zusammen mit seinem Vermögen ins Jenseits verschwinden will. – Oder die Jungs treten gegen Lovecrafts bekannte Horror-Ikone C’thulhu höchstselbst an, die ausgerechnet an der Küste New Yorks aus dem Meer steigt… Da wird der große Maßstab der Produktion deutlich, sowie die Tatsache, dass die Serien-Kreativen ihren Zuschauern hier auf Augenhöhe begegnen und schreiben, was ihnen selbst gefällt. So haben die Storys in RGB (neben bereits besagtem Humor) vor allem eins; Originalität, Verstand und ein Anliegen. Im gefälligen Samstag-Morgen-Frühstücksfernsehen für die Kids, dem der Spielzeugabsatz generell wichtiger als gute Storys ist, absolut keine Voraussetzung…

Die Art der Geschichten kennt dabei keine Einschränkung und der Genre-Fokus wechselt mit den Folgen, aber auch innerhalb der einzelnen Episoden, spielerisch zwischen Comedy, Spannung, Rätsel, Slapstick oder Kritik. So ist die Folge „Egon der Schreckliche“ (in der der Wissenschaftler durch Reporter-Sabotage zur besessenen Bestie wird) eine beissende und aberwitzige Abrechnung mit dem Verantwortungsgefühl der Medien, die heute treffender als je zuvor erscheint. – „Janines freier Tag“ ist eine komödiantisch top ausgearbeitete Achterbahnfahrt mit reichlich Witz und Tempo. – „Egon löst sich auf“ verlässt sogar immer wieder den typischen Humor und zeigt sich stattdessen höchst dramatisch und emotional. – „Die indianische Legende“ setzt den großen immergültigen Kampf von Gut & Böse in ein cleveres, neuzeitliches Setting; ein Baseballspiel. – Und „Hilfe, ich bin ein Geist“ ist ein durchdachtes Kammerspiel mit ergreifender Auflösung im Finale, das so auch am großen Bühnen-Theater stattfinden könnte, etc, etc… Da ist also für jeden etwas dabei und man findet seine persönliche Lieblingsgeschichte, die einen durchaus für eine Weile im Leben begleiten kann…

Innerhalb der großartigen Storys haben die agierenden Charaktere (sowohl die Hauptfiguren als auch die immer wieder starken Nebenpersonen) eines gemeinsam: Sie sind so wunderbar geschrieben wie die Geschichten selbst. Denn die Figuren handeln stets authentisch und verkommen trotz ihrer primären Bestimmung (Egon = Gehirn, Ray = Herz, Peter = Mund, etc.) nie zum typischen Stichwortgeber. Stattdessen erhalten sie ganze Episoden, die ihren Charakter formen. So rückt zB. einmal Winstons Liebe für Baseball oder Krimi-Geschichten in den Vordergrund ganzer Folgen („Die indianische Legende“, „Aus einem Kriminalroman“) – an anderer Stelle erfährt man indes mehr über Rays Elternhaus („Tante Lois und der Scharlatan“) oder wie Ray reagiert, wenn sein Lieblings-Comicheld plötzlich zum Leben erwacht („Captain Steel, Rächer der Gerechten“), usw… Zusätzliche Charakterisierungen, für die im GB-Film keine Zeit blieb, führen die Figuren hier weiter. Was bei diesen Charakter-Episoden oft besonders berührt, das ist die Emotionalität: Als Peter in „Der unheimliche Dachboden“ der alten Kundin Mrs. Faversham einen zusätzlichen Besuch abstattet, weil diese so allein lebt und sie ihn an seine verstorbene Mutter erinnert, bewegt dies nicht nur sehr, sondern es gibt Peter erstmals eine zusätzliche, leicht tragische Dimension, auf der sein sarkastischer Humor erst begründet zu liegen scheint. An anderer Stelle (und zwar in „Die Säule von Manhattan“) definiert Janines Authentizität und Bissigkeit die Sekretärin mehr als es andere Figuren kaum in ganzen Serien schaffen: Mit der Hand vor Augen (aber einen Fingerspalt geöffnet) geht sie in den Schlafraum der Jungs um diese wegen eines Notfalls zu wecken und klatscht dem schlummernden Venkman mit einer schnippischen Bemerkung und einer ausholenden Handbewegung feste auf den Hintern, wodurch dieser erschrocken hochfährt. Großartige Momente! Die allgemeine Kantigkeit und Echtheit der Figuren überrascht hier. Erst recht im Vergleich zu anderen Animations-Serien gleicher Zeit. Denn wohlgemerkt, die smarten Simpsons sind noch in einiger Entfernung und Zeichentrick in der Mitte der 80er Jahre scheint sich stets auf braver und sicherer Art in etablierten Bahnen zu bewegen. Die typischen, unfehlbaren „He-Man-Helden des Universums“ des Trickprogramm werden hier also abgelöst durch die selbsternannten „Helden aus der Nachbarschaft“, echte Underdogs, die mit ihren illegalen Protonenwaffen fast mehr Schaden als Heldenhaftes vollbringen und dazu meist in Geldproblemen stecken, da Ausrüstung und Slimers Appetit ihr Budget knapp halten. So ist das Leben. (Abgesehen natürlich von den Protonenwaffen und den Gespenstern!) Und so sind die Geschichten der Geisterjäger.

Aber auch was Sozialkritik und Kulturzitate betrifft ist die Serie ihren Mitstreitern im Trickprogramm voraus. Kritik am gesellschaftlichen Miteinander und das Aufzeigen von absurden menschlichen Interaktionen ist, wie schon zu Anfang beschrieben, ein Grundpfeiler von RGB. Da arbeitet die Serie oft wie ein Spiegel für den Betrachter. Perfekt wird es wenn sich RGB diesen Spiegel selbst vorhält und in Folgen wie „Das alte Film-Monster“ augenzwinkernd und auf doppelter Ebene daran erinnert, wo die Serie ihre Wurzeln hat: Im GB-Film! Die Jungs werden als Berater an das Set ihrer eigenen Lebensverfilmung geladen. Nach der Fertigstellung des Films, am Ende der Episode, läuft im Premieren-Kino der reale Ghostbusters Film mit einer Original-Szene. Der Cartoon-Venkman reagiert enttäuscht auf den Murray-Venkman: „Der hat gar keine Ähnlichkeit mit mir!“

Einige Episoden später weisen die Geisterjäger Horror-Autor H.P. Lovecrafts epochalen C’thulhu-Mythos in die Schranken – mittels Lovecrafts Erzählung selbst, die Ray in Pulp-Magazinen seines alten Antiquariats wieder findet und die in ihrem Finale logischerweise die Lösung vorgibt wie das Ur-Monster am Ende zu bezwingen ist. Mehr meta geht auch in diesem Falle nicht.

Gruselig wird es zwischen all dem natürlich auch immer wieder! Ganz im Stil der Filme werden in der Serie unheimliche Momente eingebaut, um die Spannung zu schüren, die später durch den Humor wieder befreit wird. Natürlich bleibt man dabei im Rahmen des Zumutbaren, denn primär bleiben natürlich Kinder die TV-Hauptzielgruppe. Figuren wie der Böse Mann, der finstere Grundel, oder auch das widerliche Chemie-Monster scheinen diesen Bogen aus Kindersicht jedoch gelegentlich zu überspannen.

Als Hauptverantwortlicher für das alles, also die Drehbücher, die starken Charaktere, sowie den gesamten Ton der Serie, zeichnet sich Joe Michael Straczynski verantwortlich. Zum einen ist er der Autor vieler Geschichten selbst, zum anderen arbeitet er auch als Story-Editor, der den Skripten der zahlreichen, anderen Autoren erst den nötigen Biss und Feinschliff verpasst. „JMS“ ist bis dahin nur durch ein paar Zeichentrickserien bekannt, beginnt seinen Einzug bei DIC durch einen Geheimtipp und wird später gefeierter Autor der Serie „Babylon5“, sowie der beliebtesten Spider-Man Comics oder des Eastwood Kinofilms „Der fremde Sohn“. Mit Co-Autorin Kathryn M. Drennan („Die indianische Legende“, „Egons Familiendrachen“) ist er während der Arbeit an den Geisterjägern verheiratet. RGB ist bis heute ein Lieblingsprojekt von JMS und das merkt man den Geschichten an. Im späteren RGB-Verlauf verlässt er die Serie wegen kreativer Differenzen mit den oberen Etagen, die vom großen Erfolg der Serie überrascht sind und sie mehr an ein kindliches Publikum anpassen wollen. Respekt für diese konsequente Entscheidung und Danke für die tollsten Folgen RGB!

US-Sprecher

Die amerikanischen Sprecher der Serie orientieren sich stimmlich deutlich am Schauspiel von Murray, Aykroyd, Ramis und Co. Der perfekt gelangweilte (leider bereits 2001 verstorbene) Lorenzo Music ist Venkman – Frank Welker, der fast sämtliche Tiergeräusche in US-Filmen spricht und in ebenso vielen Trickserien vertreten ist, spricht Stantz und Slimer – und der sympathische Maurice LaMarche (uA. der sonore Brain aus „Pinky & Brain“) ist Spengler. Auch der Rest der Besetzung kann sich hören lassen: So klingt Janine (Laura Summer) mit ihrem Brooklyn-Slang schrill und ungewöhnlich, zumindest bis dato für weibliche Zeichentrickfiguren.

Trotz einiger klanglicher Überspitzungen zu ihren Film-Pendants, verlieren die Figuren nie ihre Sympathie. Einzig die Tatsache, dass auch die meisten der Nebenfigur von den Stimmakrobaten der Geisterjäger mit verändertem Klang gesprochen werden, scheint für den deutschen Hörer etwas gewöhnungsbedürftig, ist im amerikanischen Fernsehen jedoch traditionell akzeptierter. Regisseurin der Sprecher Marsha Goodman, die für die Stimmen vieler Trickserien der 80er Jahre verantwortlich ist, denkt noch heute mit Lachen an die Zeit der Aufnahmen, an Improvisationen und an die großartigen Comedy-Talente der Sprecher zurück.

Produktions-Design

Die optischen Entwürfe der Helden setzen überraschenderweise nicht am Aussehen der Film-Schauspieler an, sondern modellieren sich eher nach dem jeweiligen individuellen Charakter der Jungs und ihrer Sekretärin. So sind es einerseits die selben Personen, die man aus GB1 kennt, andererseits gelingt es ihnen, ihre eigene visuelle Identität zu finden, die eigenständiger im Bereich des Zeichentricks funktioniert. Hätten die vier Geisterjäger ihre grauen Overalls und die dunklen Haare aus den Filmen behalten, hätte das im Zeichentrick zu trist gewirkt und nicht gut funktioniert. (In „Die Vier wie wir“ erfahren wir übrigens wie es zum Uniform-Tausch kam.) Außerdem wollten Murray und Co. nicht, dass ihr Aussehen für die Sendung verwendet wird. So werden Rays Haare rötlich und entsprechen so eher seiner temperamentvollen Begeisterungsfähigkeit. Peter bekommt ein Aussehen, das Sigourney Weaver wohl eher bevorzugt hätte. Egon kriegt eine blonde Frisur, die sich auf der Stirn zu einer großen Tolle formt und so den tiefen Geist Egons ebenso gut symbolisiert wie seine spock-artige Absonderlichkeit. Janines Haar und Outfit werden beißend-bunt und kantig, was auch in diesem Fall ihren Charakter betont. Hauptverantwortlicher unter den diversen Figurenentwicklern ist hier Gaby Payn, auf deren Konto das Design der Helden geht, sowie Everett Peck, der mit seinen grotesken und surrealen Monster-Entwürfen das Aussehen von Watt oder des berüchtigten Bösen Mannes festigt. Grade letzterer ist durch sein erschreckendes Äußeres mit Ziegenhufen und Punk-Frisur wohl vom Kinder-Erschrecker innerhalb der Serie, auch zum Tyrann der jüngeren GB-Fans im wahren Leben geworden. Nach dieser Folge war der Kleiderschrank im Kinderzimmer nie wieder der selbe! Beim Design der verschiedenen kleineren Geisterwesen wird sich ebenso phantasievoll ausgelebt. Hier gleicht kein Geist dem anderen und kein noch so bizarrer Ansatz geht auf dem Entwurfsblatt verloren. Mit ihrem visuellen Witz und Kniffen entsprechen die Designs vor allem auch den originellen Geschichten (siehe zB. das unkonventionelle Aussehen des Sandmanns in „Hier kommt der Sandmann“ oder „Von Trollen und Feuerfliegen“ in der die Trolle Autoteile als Körperschmuck tragen).

Die technische Ausrüstung der Geisterjäger erfährt kleine Änderungen im Vergleich zur Filmvorlage, die jedoch immer sinnvoll erscheinen und den Charme des selbst-zusammengeschusterten Nuklear-Beschleunigers nicht zerstören. Die Waffen-Spitze des Protonenstrahlers erscheint hier zB. etwas logischer zu funktionieren als im Film und die Eindämmungseinheit für die gefangenen Geister bekommt erst in RGB eine richtige Identität und wird zum Verbannungscontainer.

Eine eigene Identität schafft außerdem der generell oft unterschätzte „Color-Key“ der Serie, also die Farbpalette, bzw. der farbliche Look. Denn die verschiedenen Colorationen der Figuren sind in sich sorgfältig aufeinander abgestimmt. Von der Farbe der Haut bis hin zur Overall-Farbe passt alles optimal zusammen und liefert ein Raster, anhand dessen man die Figuren auch ohne ihre Konturen erkennen würde: So liefert zB. alleine die Kombination von Slimers Grünton mit dem Orange seiner Augen eine Identität, aus der man schnell die Figur des Hausgeistes wieder erkennt. Gleicher Wiedererkennungswert gilt für die Hintergründe, die (bei den besser animierten Episoden) oft künstlerisch ins Surreale gleiten. Sie schaffen ganz bestimmte eindringliche, unheimliche oder auch düstere Stimmungen, oft mit dem unkonventionellen Einsatz der Farben Blau, Lila oder Orange, zB. für den Himmel. Man schaue sich hier schon das Intro zur Serie an, in dem das Innere des Feuerwehrhauses dunkel und stimmungsvoll mit spärlicher Beleuchtung vereinzelter Lichtquellen inszeniert wird. Auch die blau-violetten Häuserwände New Yorks definieren schon im Intro einen eigenen visuellen Stil. Die Tatsache, dass DIC (auch für Inspector Gadget, Alf-Trickserie verantwortlich) unter französischer Leitung Jean Chalopins steht, mag für die „künstlerische Reife“ der Produktion im Vergleich zur amerikanischen Standard-Ware stehen, so vermutet Storyboard-Ikone Kevin Altieri der sich uA. für den Inhalt des Intros der Serie verantwortlich zeichnet.

Im vier-minütigen Promotion-Video, das zu aller Anfang als Appetithappen produziert wurde, um die Serie an die Sender zu verkaufen (und das quasi eine Extended-Version des bekannten Vorspanns ist), haben die Figuren übrigens noch nicht ihr gefestigtes Aussehen, sondern gleichen noch etwas mehr ihren Film-Figuren, besonders Peter und Slimer, der hier noch zu den „Bösen“ gehört. Farbe und Anmutung ähneln aber schon sehr der späteren Serie, auch wenn der generelle Ton noch viel verspielter und wilder ist. (Einiges von dieser Verspieltheit findet sich noch in den ersten beiden Folgen der Serie wieder.)

Musik

RGB rockt! Auf der Basis von Ray Parker Juniors Hit „Ghostbusters“, der 1984 zusammen mit dem Film die Charts stürmte, wird der Intro-Song der Serie arrangiert und von John Smith interpretiert. In Verbindung mit dem Inhalt des Vorspanns scheint das Lied hier, auch wegen seines besonders coolen Gesangs, besser denn je zu funktionieren. Gleich der Anfang reißt schon mit den ersten Takten des Kulthits mit, die hier auf die stampfenden Schritte unseres Logo-Geistes treffen.

Die Komponisten Haim Saban und Shuki Levy komponieren derweil die Hintergrundmusik der Serie, mit Notenfolgen, die irgendwo auf Ray Parkers Spuren wandeln, jedoch immer ihren eigenen Ton finden und die Szenen emotional perfekt begleiten und formen. Sowohl die langsamen Stücke als auch die fetzigen Action-Passagen der Syntheziser-Musik, besitzen mitunter einen großen Wiedererkennungswert, der nicht selten als Ohrwurm endet, der dich begleitet. Die Stücke aus der Track-Bibliothek bekommen in den Staffeln 3 und 4 zwar noch zusätzliche Motive, ein offizieller Soundtrack ist bis heute leider nicht erschienen. Die Musik hätte es verdient. Fans haben jedoch längst reagiert und die Tonspuren der Folgen neu eingespielt um an den kultigen Score zu kommen – so geht’s zur Not auch…

Anders sieht es indes mit der Musik der Zwei-Mädel-Gruppe „Tahiti“ aus, deren 10 Pop-Songs in der ersten Staffel zum Einsatz kommen und damals als Soundtrack-Kassette veröffentlicht wurden. Die Lieder gehen inhaltlich sehr frei mit Motiven der jeweiligen Episode um. So spiegelt der Song „Hometown Hero“ die Story aus „Der furchtbare Flügel-Puma“ in der Ray in seine alte Heimatstadt zurückkehrt. In diesem Stück gibt es übrigens auch ein Gitarren-Solo von Ray Parker Jr. höchst selbst zu hören. Auch wenn die Lieder am Ende selten über eher seichteren Pop hinaus wachsen, ist das natürlich mehr musikalischer Aufwand als man sich bis dahin sonst für Zeichentrick im TV zutraute.

Vorspann

Einen eigenen Absatz erhält hier das Vorspann-Intro zu RGB, denn es darf in keiner Hitliste der kultigsten Intros der Achtziger fehlen! Ray Parker Juniors Ghostbusters-Hit erlebt hier (wie bereits erwähnt) eine kleine Variation und wird auf 60 Sekunden getrimmt. Das ist eine Minute in der alles in perfekter Weise zusammen kommt: Es wird ein Mini-Auftrag-Abenteuer der Geisterjäger abgespult, das den Ton der Serie vorgibt. Die Figuren und ihr Equipment werden perfekt eingeführt. Action, Humor und Musik gehen Hand in Hand, und der Geist aus dem bekannten Verbots-Zeichen erhält seine eigene Identität als übergeordneter Saturday-Night-Fever tanzender Quälgeist, der die berüchtigte „Neighborhood“ unsicher macht.

Der gipfelnde Original-Schriftzug „Ghostbusters“, der noch den geisterhaften Zusatz „The Real“ bekommt, macht hier einmal mehr deutlich: Du bekommst das was du aus den Filmen kennst, plus mehr! Natürlich ist der Zusatz „The Real“ entstanden aus der Tatsache, dass Produktionsstätte Filmation die Rechte am Serien-Titel „Ghostbusters“ durch eine Sitcom aus den 70ern besaß und (angestachelt vom GB-Filmerfolg) ebenfalls eine Zeichentrickserie unter selbem Namen (und mit sprechendem Affen) produzierte. Also setzte DIC trotzigerweise noch ein reißerisches „The Real“ vor ihre Serie – die, mit den einzig echten Ghostbusters! So hätte es Venkman gemacht.

Ebenso erzählerisch eigenständig wie das Intro zur Serie ist übrigens auch ihr Abspann, in dem die Geisterjäger innerhalb einer gefeierten Straßenparade zu ihrem heldenhaften Siegeszug antreten. Diese Idee zitiert nicht nur direkt die Lauf- und Handbewegungen von Murray und Co. aus dem Musikvideo zu Ray Parkers Hit, sie ist vor allem ein perfekter, siegreicher Ausklang für jede einzelne Folge, die mit Slimers krönendem Auftritt (wie schon im Film) einen runden und schleimigen Abschluss-Gag bekommt. Wo andere Serien sonst nur Texttafeln einblenden.

Intro und Outro werden uns übrigens in feinster Anime-Optik präsentiert, die uns sofort zum nächsten Abschnitt leitet…

Animation

Nicht nur die Tatsache, dass die verschiedenen angesetzten Animationsstudios der einzelnen Folgen östlich beheimatet sind, machen RGB streng genommen zu einem Anime – die wunderbare Ästhetik japanischer Animation ist zudem einfach ständig präsent. Auch wenn sie natürlich von den Designs und Figuren-Entwürfe des westlichen Produktionsbüros DIC stark amerikanisiert wirkt, so kann man nicht absprechen, dass die schlussendlichen Animations-Regisseure in Fernost die Serie noch einmal kräftig japanisch abschmecken und das gesamte Gericht in Richtung Anime formen. Am deutlichsten wird dies durch die flüssige Animation und die dynamische Action der besser animierten Episoden, die auch bei heutigen TV-Standards noch mehr als überzeugen können. Besonders sind hier zB. das Team von Studio KKC&D um „Janines freier Tag“ hervorzuheben, mit seinen ausdrucksstarken Mimiken, sowie das Studio TMS mit seinen dynamischen Zeichnungen und der Bewegungs-Brillianz, das uA. viel für die WarnerBros.-Serien der 90er produzierte (Batman, Animaniacs). Ansonsten wird es allerdings schwer die verschiedenen Studios und Zeichnerteams zu differenzieren, denn im Abspann werden diese leider nicht ausreichend gewürdigt. Oder sie vermischen sich sogar in ein und derselben Folge, in der die Zeichen-Stilistiken wechseln da das Skriptmaterial an verschiedene Studios abgegeben wurde („New York hat Stromausfall“). Da kann man nur versuchen selbst zu ordnen und die Animations-Teams anhand ihrer speziellen, wiederkehrenden Zeichen-Merkmale zu definieren. So zeichnet besagtes Team um „Janines freier Tag“ oder „Egon, der Schreckliche“ ihren Figuren gerne mal einen dicken Schmollmund ins Gesicht, der immer recht witzig wirkt und besonders Peters Mimik gut betont. Das Team um „Geisterjäger des Jahres“ oder „Janine, die Geisterjägerin“ zeichnet indes gerne die Köpfe und Overalls der Jungs etwas kantiger, was den Figuren mehr Realismus verleiht.

Leider kommen bei der hohen Anzahl an Folgen üblicherweise auch einige Studios zum Outsource-Einsatz, die auf dem Animations-Markt eher in den Low-Budget Bereich fallen und dementsprechend begrenztere Animation abliefern. Zeichnungen, Bewegungen aber auch ihr generelles Tempo und Storyboard-Ideen sind dann viel grober und wirken ungleich schlichter. Sogar die Farben sind dann unschöner (oft schon sofort am dominanten Grün/Gelb-Erbsensuppen-Ton der Hintergründe zu erkennen) und manchmal sogar verkehrt zugeordnet zB. bei den Overalls der Jungs (siehe „Supersender Spuk TV“). Schönerweise entschloss man sich allerdings die Skripte mit den eher erwachseneren Geschichten den besseren Studios zu zuweisen, die eben dann am Ende die Über-Folgen der Serie produzieren, während die eher einfacheren Storys von den kleineren Teams umgesetzt werden. Wer dies nachvollziehen möchte, vergleicht zB. die Folge „Das Schloss in Schottland“ mit dem eher schlichten „Budenzauber an der Uni“.

Neben den bereits genannten Punkten lassen die Anime-Animatoren übrigens auch gerne mal andere typische Anime-Stilistiken einfließen, wie etwa aufwändige Schattierungen bestimmter Einstellungen, kleine Hoppser der Helden oder anderen humorigen Slapstick, oft Slimer betreffend. Hört sich albern an – funktioniert hier aber bestens und stilbedingt elegant. Die Darstellung der Personen in ruhigeren, andächtigeren Momenten läuft dann wiederum auf einer Art Eindringlichkeit ab, die das passende Gegenstück zum humorigen Slapstick bildet. Siehe dazu das Finale von „Was ist Ragnarock?“ als die Jungs für die Rettung der Welt ihr Leben aufs Spiel setzen und dabei mit intensiven Nahaufnahmen ihrer Gesichter abgebildet werden. Anime eben!

Gegner

Obwohl Helden natürlich immer nur so gut sind wie ihre Widersacher, sind es, wie schon beschrieben, nicht unbedingt die Geistergeschöpfe selbst, die RGB sehenswert machen. Sondern eher der Umgang mit ihnen, bzw. dem eigentlichen Konflikt. So wird idealerweise auf wiederkehrende Schurkenbosse à la Skeletor oder Prime-Evil verzichtet. Und auch der Rest der Geister der Serie fällt überraschend unaufdringlich aus und ist in der Hoch-Zeit der Serie selten mehr als Mittel zum Zweck: In der Folge als die Geisterjäger das Rätsel um eine alte Säule, die Manhattan stützt, lösen müssen, bleiben die eigentlichen Geister, die diese sabotieren, angenehmerweise im Hintergrund, weil sie eben einzeln betrachtet gar nicht wichtig für die Story sind… Dennoch mag man natürlich gerne auch mal große, fiese Gespenster sehen! Die gibt es natürlich auch. Einige von ihnen sind sogar fast so beliebt geworden wie die Helden selbst, wie zB. der bereits besprochene Böse Mann oder Sam Hain, der kürbisköpfige Geist des Halloween – beide aus der ersten Staffel, die noch vermehrt auf diese Art Ober-Gegner setzt. Auf Grund ihrer Beliebtheit kehren beide Gestalten sogar in der dritten Staffel zurück. Aber auch ansonsten sind immer wieder großartige Spuk-Geschöpfe dabei, wie Dämon Watt in der Fassade einer gedrungenen, alten Frau, die die Helden in ihr Geisterhaus locken will – oder ein abtrünniger Sandmann, der die Meinung vertritt, die Welt wäre mit einem immerwährenden Dauerschlaf besser beraten – oder auch der knöchrige Captain Jake Higgins, der mit seinem Gespensterschiff New York heimsucht um seinen Schatz zurück zu fordern. Da ist für jeden etwas dabei. Die Kreation der Gestalten erfährt dabei keinerlei Einschränkung und zieht ihre Inspiration aus den unterschiedlichsten Quellen: Kreaturen aus Mythen/Märchen, klassische Geister, Figuren aus Film- und Literaturklassikern… Da gibt es keinen Stoff der unangetastet bleibt um in einer RGB-Zauberaufführung mit Überraschungseffekt und doppeltem Boden zu funktionieren. Ganz buchstäblich geschieht dies übrigens in „Der Schrank des Calamari“, in dem die Zaubertricks des Geistes von Houdini(!) auf die surrealen Gemälde-Welten von Dali(!!) treffen. Andere Monsterfiguren finden indes modernere Ansätze und beziehen sich kritisch auf Medienkonsum oder Chemikalienverarbeitung.

Dennoch sind es, ganz im Sinne der beiden GB-Filme, meist Menschen selbst, die hier die Ursache für die Geister-Quälerei, praktisch die eigentlichen „Gegner“, sind. So wird Houdinis Geist erst aktiv als sich ein menschlicher Zauberer seine Zaubertricks zu eigen machen will. – Das Armageddon wird erst durch einen liebeskranken Mann eingeleitet, der damit seine weltliche Enttäuschung kompensieren will. – Bauarbeiter öffnen durch ihre Ignoranz den Zugang zur Unterwelt, die erst am Tag des Untergangs das Leben auf der Erde ersetzen soll. – Ein Vater beschwört einen Geist herauf um das Leben seiner Tochter angenehmer zu machen, verliert die Kontrolle und sperrt ihn auf dem Dachboden ein. – Reporter sabotieren aus Sensationslust eine von Egons Maschinen wodurch dieser zur Bestie wird. – usw. Meistens sind es die Schattenseiten des Menschen wie Zorn, Enttäuschung, Dummheit oder Gier, die erst als Katalysator der Geschichte dienen. Das wusste schon Ivo Shandor im GB-Film. Und das macht aus Ghostbusters immer mehr als eine reine Effekte-Gruselshow.

Achja, unser allseits beliebter Marshmallow-Mann ist übrigens auch ab und an, meist innerhalb eines unerwarteten Cameo-Auftritts, in der Serie zu begrüßen. Zu allererst natürlich schon im Vorspann.

Deutsche Synchronisation

So gelungen wie die amerikanische Sprachfassung zunächst erscheint – sie wird sogar noch getoppt durch unsere deutsche Bearbeitung der Serie, die sich überraschenderweise stark vom Klang des Originals entfernt und eigenere Wege geht. Wo die US-Fassung fast etwas monoton klingt und durch das angestrengte Sprechen der Besetzung (die ihre Stimme zudem für die Nebenrollen immer variieren müssen) leicht an der Grenze zur Karikatur ist, klingt die deutsche Fassung jünger, lebendiger und authentischer! Man vergleiche hier vor allem Egon, der seinen amerikanischen, tiefen Knödel-Ton eintauscht gegen die hellere aber vor allem auch facettenreichere Stimme von Benjamin Völz (spricht uA. David Duchovny), der dabei jedoch nie den Kern des etwas autistischen Technik-Nerds außer Acht lässt, sondern seine Persönlichkeit nur ergänzt.

Auch ansonsten fängt die Synchro trotz aller Frische, die GB-typische Trockenheit ein. Das Lob ist hier dem hervorragenden Stimm-Cast um die Geisterjäger auszusprechen, sowie Rebecca Völz und Joachim Kunzendorf aus dem Studio Magma Synchron, die für Dialogbuch und Regie zuständig sind. Die Berliner Sprecher Stefan Krause (Peter), Oliver Rohrbeck (Ray), Benjamin Völz (Egon), Nicolas Böll (Winston), Dorette Hugo (Janine) und Wilfried Herbst (Slimer) sind ein Ensemble mit hervorragender Dynamik, das den Witz perfekt transportiert und darüber hinaus auch optimal auf die Optik der Geisterjäger passt. Alle sind Größen in ihrem Bereich. Und die Sympathien stimmen. Anscheinend wohl auch unter den Sprechern selbst, denn seit den Arbeiten an der Serie (zu denen die Schauspieler nur die angenehmsten und familiärsten Erinnerungen haben) sind sie gut miteinander befreundet. Da holt die Realität tatsächlich die Serie ein! Rebecca Völz (Buch) ist die Schwester von Benjamin Völz und ebenfalls gelegentlich in Sprachrollen innerhalb der Serie zu hören. Zum Beispiel spielt sie Shanna, den Superstar-Banshee, in „Eine irre irische Fee“. Zu einem Familientreffen kommt es dann, wenn sich der Stimm-Cast der Serie um zwei weitere Völz-Schauspieler erweitert; Wolfgang Völz und Roswitha Völz, wie zu hören in der Folge „Die Geister geh’n zum Film“. Die freundliche, spaßige und familiäre Atmosphäre überträgt sich so stets auf die Serie! Joachim Kunzendorf (Regie, uA. auch verantwortlich für die deutschen Fassungen der „Alien“-Filme) gibt den Darstellern klare Anweisungen zu ihren Charakteren, die er, obwohl Zeichentrick, immer mit der nötigen Ernsthaftigkeit und darstellerischen Raffinesse würdigt. Kult-Komödiant Wilfried Herbst schafft so mit seiner Slimer-Leistung nicht nur das Kunststück, den Geisterjäger-Hausgeist differenzierter und emotionaler als das Original klingen zu lassen, er meistert auch voller Enthusiasmus und Sprach-Phantasie diese lange und unmögliche Babbel-Rolle ohne klare Dialoge. Slimer liebt man erst im Deutschen so richtig.

Der perfekte Cast zieht sich durch bis zu den Nebenfiguren, die mit den talentiertesten Sprechern und angesehensten Ur-Gesteinen des deutschen Schauspiels ebenfalls hochkarätig besetzt sind: Der markante Arnold Marquis (John Wayne), der tiefe Helmut Krauss (Herr Paschulke aus Löwenzahn), der sympathische Santiago Ziesmer (Spongebob), oder Gerrit Schmidt-Foß (Leonardo DiCaprio), der hier noch als Kind eine seiner ersten Sprecherleistungen abgibt… Die Liste der großen Sprecher nimmt kein Ende. Und sei es nur für eine kurze Geister-Rolle im Hintergrund.

Aber auch ansonsten wurden die „GB-Hausaufgaben“ gemacht, was nämlich das Dialogbuch betrifft. Hier übersetzt man idealerweise die „Ghostbusters“ mit dem schönen deutschen Eigenwort „Geisterjäger“ (Anspielung auf Kammerjäger), wie man es eben zuvor in den Filmen tat. Und auch darüber hinaus orientiert man sich am Vokabular des Films, wenn beispielsweise von „ectoplasmischen Absonderungen“ die Rede ist. (Zum Vergleich; Nachfolgeserie „Extreme-GB“ übersetzt beides anders in der dt. Bearbeitung…) Neben den Details in der Sprache hat Buch/Regie aber auch vor allem den Humor von GB verstanden und ist einfach herrlich komisch!

Ein weiterer Vorteil unserer deutschen Synchronisation ist überdies die Tatsache, dass Sprach-Schauspiel und Animations-Schauspiel besser aufeinander abgestimmt werden können als in den USA. Dort werden nämlich zu allererst die Dialoge aufgenommen, anhand derer später animiert wird. Da kommt es vor, dass die Japaner oft einen anderen Gefühls-Ausdruck in die Sätze hineininterpretieren als eigentlich vorgegeben war. Unsere Synchro kann dies ausbügeln und das Stimm-Schauspiel an die Animation anpassen. In ähnlicher Weise ist dies geschehen bei einem Sandwich-mampfenden Ray im Hintergrund („Der kopflose Motorradgeist“), der nur im Deutschen die passenden Schmatz-Geräusche spendiert bekommt und im Amerikanischen stumm bleibt, da diese Einstellung im Dialogbuch noch gar nicht vorgesehen war.

Ein weiteres Beispiel für die gelungene Synchro: Hauptfigur Jeremy aus der Kult-Folge „Was ist Ragnarock?“ hat im Amerikanischen eine Aussprache, die an Elvis erinnert. Im Deutschen lässt man diesen Gag, der auf den US-Episodentitel „Ragnarok And Roll“ anspielt, logischerweise weg fallen und gibt ihm eine Stimme, die indes viel emotionaler klingt und so die gebrochene und liebeskranke Figur des Jeremy erst richtig definiert. Toll gemacht!

Zu all dem gibt’s immer mal wieder eingestreuten Spaß oder zusätzliche „deutsche“ Anspielungen hier und da, sei es ein Loriot-Spruch („Es macht Puff!“) oder Peter, der wendehalsche Lied-Kunst zitiert: „Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei“ (damals der Hit!). Ein Riesenspaß ist es, wenn die deutsche Synchro kleine Insiderwitze streut, wie zB. Peters Musik-Tape aus der Folge „Die klagenden Steine“, das „Mr. Krause“ von der Plattenfirma besonders gefällt. Stefan Krause – das ist natürlich Peters eigener deutscher Sprecher!

Ein Kuriosum der Synchro wäre allerdings, dass man, anders als im Original, keinen Bezug zu den Geistern der beiden GB-Filme herstellt. Mehrere Male ist in RGB von Sumerer-Gott Gozer die Rede und in „Ein falscher Geist auf Geisterjagd“ wird Karpathenfürst Vigo benannt. Im Deutschen umgeht man dies merkwürdigerweise penetrant; man macht aus Gozer „Gonan“ und lässt Vigo komplett unter den Tisch fallen. Warum dies, bei aller sonstiger Liebe zum Detail und korrekter Namensgebung aller Figuren, geschieht, ist unbekannt. Vielleicht hatte das Studio die Auflage bekommen keine direkten Bezüge zu den Filmen herzustellen, da diese in Deutschland erst ab 12 Jahren freigeben sind, die RGB sich aber auch an ein jüngeres Publikum richten? Bei allen anderen, auch visuellen, Bezügen der Serie zu den Kinofilmen würde dies allerdings verwundern…

Ein Qualitätsbeweis für unsere Fernseh-Synchro sind übrigens auch die damaligen Hörspiele zur Serie von Label Karussell, die auf der deutschen Synchronisation basieren, und die es auf außergewöhnliche 30 Folgen brachten. Erfolgreicher war da nur Alf unter den TV-Lizenz-Hörspielen. In den Kassetten wurden die Dialoge ganz leicht gekürzt, ein Erzähler ergänzt und neue (gar nicht mal verkehrte) Musik unterlegt. Zumindest die weniger gut animierten Folgen gewinnen hier als Hörspielversion!

Erfolg, Fan-Artikel, Nostalgie

All diesen verschiedenen Arbeits-Bereichen sieht man an; die Kreativen hinter der Serie, egal ob amerikanische oder deutsche, hatten Spaß bei der Erschaffung von RGB. Das erkannte man schon als Kind, als die Serie ab Anfang 1989 Freitag-Mittags auf Sat.1 ausgestrahlt wurde. Irgendwie war das anders, echter! Beliebiges Programm im TV gab es damals wie heute (trotz heutiger Glorifizierung der alten Zeiten und trotz kleinerem Sender-Angebot) durchaus, aber hier hatte man als Kind das Gefühl, das nicht auf einen herab geredet wurde. RGB hatte Persönlichkeit. Wenn man sich später auf dem Schulhof die Folgen nacherzählte, sich seine Protonenstrahler (Schultornister) anschnallte und RGB-Paninibilder tauschte, war das damals großer Spaß und ist heute ein Stück aktive und schöne Kindheitserinnerung… Sogar Pädagogen begrüßten das neue Programm. Denn trotz seines Franchise-Charakters wie „Star Wars“ usw. wurde hier nicht gegeneinander gekämpft, sondern sich miteinander verbündet um gemeinsam den gesichtslosen Spuk zu beseitigen.

Oft wird dabei angenommen ein emotionaler Schlüssel des Erfolges von Ghostbusters sei es, dass den Kids Vorbilder angeboten wurden, die sich mutig gegen Kinderängste wie unheimliche Geister und Monster stellten und diese bezwangen. Ich würde sagen, dass für mich persönlich und wohl viele andere die Faszination uA. eher davon ausging, dass die Sendung Lösungen anbot, die sich auf soziale Konfrontation mit Unbekanntem oder Unangenehmen, mit der Angst im allgemeinen, bezogen – weniger auf das konkrete Monster unter dem Bett (dessen Ursprung aus der eigenen Phantasie man sich doch irgendwie stets bewusst war). So geht es im Leben eben nicht um Geister sondern um Menschen. Die wahren Schreckgespenster des Kinderalltags, denen man sich zu stellen hatte, waren die autoritäre Kindergärtnerin, die fiesen Kids der Schule, der griesgrämige Nachbar, etc. Diese haben die Zeiten überdauert und sind heute die unfairen Vorgesetzten, die tratschenden Mitarbeiter oder sonstige seltsame Vögel, Mitmenschen und Zeitgenossen. Ghostbusters nimmt diese Leute mit Witz, Charme und Überlegenheit. Mit Worten und Peters Augenzwinkern – wohingegen die anderen Helden aus dem TV die Probleme meist mit Fäusten lösten. Konkret bleibt also anwendbar und das Leben zu meistern mit; Peters Humor, Rays Herzlichkeit, Egons Intelligenz, Winstons Diplomatie, Janines Echtheit oder Slimers Treue. Starke Vorbilder!

Das Angebot an Merchandise rundete das Erfolgspaket RGB ab. Von der Zahnbürste bis hin zum Hosenträger war alles dabei. Firma Kenner brachte die beliebten Actionfiguren zu RGB, die die Serie über ihre sieben Staffeln erfolgreich begleiteten. Leider basierten die Geisterfiguren nicht auf den TV-Bösewichten und auch die Helden und Slimer sahen aufgrund der langen Produktionszeit eher so aus wie in ihrem anfänglichen (oben beschriebenen) Promo-Stück. Janine fehlte zunächst ganz. Ecto1 war eigentlich eine rudimentäre Plastik-Haube. Und die gefühlten 100 Varianten der Jungs mit scifi-artigen Gerätschaften und Astronautenanzügen brauchte wohl wirklich kein Mensch… Aber das sah man damals alles nicht so ernst!

Die Generation zwischen He-Man und den Turtles ist mit Ghostbusters aufgewachsen. – Die Marke Ghostbusters war omnipräsent in Kinos, Kiosken und Kinderzimmern. – Das kultige No-Ghost Logo (egal ob nun für GB oder RGB stehend) war und ist 80er-Ikone!

Hat die Serie ihre Zeit überdauert und kann nach fast einem Drittel-Jahrhundert in einer gänzlich neuen Fernsehlandschaft im 16:9-Format und digitaler Klarheit überzeugen? Zugegeben, der Großbild-Fernseher enttarnt sämtliche veraltete Produktions-Standards, wie Unreinheiten, Rauschen oder Unschärfen des Bildes, bis hin zu gelegentlichen (zu stark nachgeschärften) Doppelkonturen der analogen Folien-Animations Produktion. Aber das ist 80er-Charme und schmälert nicht den hier abgefeierten Inhalt! Nicht ohne Grund wurde die Serie seit ihrer Erstausstrahlung mehrfach mit guten Quoten wiederholt und lief selbst noch vor ein paar Jahren in der Endlosschleife im Samstag-Morgen-Programm auf Kabel 1. Welche andere 30 Jahre alte Serie kann das noch von sich behaupten?

RGB lebt also! Mit vorliegender DVD-Veröffentlichung von Turbine auch in den kommenden Zeiten!

Zum Abschluss… Welches sind die besten Episoden der Serie? Unbedingt reinschauen sollte man zB. in die folgenden persönlichen Folgen-Favoriten:

Tummel und das Jenseits (37), Was ist Ragnarock? (32), Das Tor zur Unterwelt (14), Janines freier Tag (57), Egon der Schreckliche (45), Geisterjäger des Jahres (61), Das Schloss in Schottland (42), Das achte Weltwunder (52), Die anstrengende Geisterbeschwörung (41), Die indianische Legende (21), Der unheimliche Dachboden (44), Schießerei in der Geisterstadt (60). 🙂

– René Siepmann